Jubiläums-Projekt Eklipsis
Programm
Drachen im alten China oder Wölfe bei den Wikingern, die die Sonne verschlingen; verfeindete Völker in Anatolien oder Afrika, die tief erschrocken ihre langjährigen Kriege beenden: Überall auf der Welt haben Sonnenfinsternisse die Menschen fasziniert, sie mythologisch inspiriert oder sogar politisch beeinflusst. Einzigartige Lichtphänomene und die schiere Dimension des kosmischen Vorgangs machten Augenzeugen wie den Schriftsteller Adalbert Stifter «von Schauer und Erhabenheit erschüttert, […] todesstille Majestät, es war der Moment, da Gott redete und die Menschen horchten».
So erstaunt es kaum, dass bisher fast niemand sich daran wagte, diese «Totenstille» musikalisch zu verarbeiten. Das Vocalino Wettingen hat anlässlich seines 15-jährigen Bestehens erstmals einen Kompositionsauftrag vergeben und mit Carl Rütti einen international renommierten Schweizer Komponisten gewinnen können, der das Naturschauspiel 1999 selbst erlebt und nun bildhaft vertont hat. Als Text der vierteiligen Kantate dienen lateinische Gedichte und Elegien von Sebastian Brant (1457–1521), die den Phaëton-Stoff von Ovid adaptieren und nach der totalen Sonnenfinsternis über der Schweiz am 16. März 1485 entstanden sind.
Weitere A-cappella-Werke u.a. von Eric Whitacre (Lux aurumque), Pärt Uusberg (Igaviku tuules) und Ēriks Ešenvalds (Stars) schildern die vertraute Sehnsucht nach Licht im Dunkeln. Demgegenüber schlägt John Tavener (Eternal Sun) den Bogen zu dem, was Stifter bei der Sonnenfinsternis als «Ohnmacht eines Riesenkörpers, unserer Erde» empfand: Lernt die Menschheit ihre Welt erst zu schätzen, wenn sie temporär erlischt, und begreift dadurch ihre eigene unendlich grössere Ohnmacht?
Konzerte
Samstag, 13. November 2021 | 19.30 Uhr | Kirche St. Oswald in Zug |
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Sonntag, 14. November 2020 | 17.00 Uhr | Kirche St.Sebastian in Wettingen |
Eintritt: frei mit Kollekte